Jahrestag Ukrainekrieg
Kirchenpräsident: Vom Frieden her denken - nicht vom Krieg
Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung hat anlässlich des Jahrestags des russischen Angriffs auf die Ukraine dazu aufgerufen, sich am Freitag an den bundesweiten Friedensgebeten zu beteiligen. „Gemeinsam der Opfer gedenken, die Schrecken des Krieges vor Gott beklagen, weiter für den Frieden beten und Menschen in ihrer Not beistehen und helfen, ist etwas, was Christinnen und Christen jetzt tun können“, sagte Jung am Mittwoch (22. Februar) in Darmstadt.
In Friedensgebeten anhaltender Erschütterung Raum geben
Der „völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine hat Tausende Menschen getötet und Millionen in die Flucht getrieben“, so Jung weiter. Politische Grundüberzeugungen seien angesichts des Krieges „binnen Tagen gekippt, friedensethische Positionen in Frage gestellt“ worden. Jung: „Das alles ist eine bedrückende Situation, die zutiefst erschüttert und viele verunsichert. In Friedensgebeten und Gottesdiensten kann all dem Sprache und Raum gegeben werden.“
Leitbild des „gerechten Friedens“ ist nötig
Zugleich wünscht Jung künftig einen politischen Diskurs, in dem das Leitbild eines „gerechten Friedens“ in den Blick genommen wird. Gerechter Frieden bedeutet nach Ansicht des Kirchenpräsidenten „menschliche Sicherheit für alle Menschen“. Mit diesem Leitbild könne „eine fatale Logik von Militarismus und Nationalismus durchbrochen werden“. Zugleich könne dies auch Maßstab für Unterstützung und Verhandlungen im Ukrainekonflikt sein. Für Christinnen und Christen hat dieses Leitbild nach Worten Jungs „einen Anker in der Friedensbotschaft von Jesus Christus“. Jung: „Gerade jetzt geht es darum, die Hoffnung auf Frieden nicht aufzugeben. Es ist nötig, vom Frieden her zu denken und nicht vom Krieg. Es darf nicht vergessen werden, dass Waffen allein keinen gerechten Frieden bringen – auch wenn der Einsatz von Waffen nötig ist, um dem Aggressor und damit dem Unrecht zu wehren.“
Engagement bei Flüchtlingshilfe weiter gefragt
Jung dankte den Gemeinden für die Friedensgebete und Gottesdienste des vergangenen Jahres und für die vielfältige Hilfe, die für Menschen geleistet wurde und wird, die aus der Ukraine geflüchtet sind. Zugleich erinnerte er daran, dass zunehmend in Deutschland Unterkünfte für Geflüchtete fehlten. Er appelliere deshalb an Kirchengemeinden, bei der Suche zu helfen. Jung: „Viele Kommunen und Kreise sind mit ihren Aufnahmekapazitäten am Ende. Ich bitte Sie deshalb, sofern Sie Möglichkeiten sehen, hier etwas zu tun, bei den zuständigen Behörden zu fragen, ob auch in Ihrer Kommune oder Ihrem Kreis zusätzlicher Bedarf besteht. Vielleicht sehen Sie auch Chancen, Menschen in Ihren Gemeinden zu ermutigen, Wohnraum zur Verfügung zu stellen“. Außerdem wies er darauf hin, dass Kriegsdienstverweigerung zunehmend zu einem europaweiten Thema werde. Es sei wichtig, sich politisch mehr für den Schutz und das Asyl von Deserteuren und Kriegsdienstverweigernden aus Russland, Belarus und auch der Ukraine einzusetzen.
Info zu besonderem Friedensgebet
Unter dem Motto #pray4ukraine finden in den kommenden Tagen bundesweit zahlreiche Friedensgebete und weitere kirchliche Veranstaltungen statt. So ist beispielsweise auf Initiative des Friedenspfarramts der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, der Evangelischen Friedensarbeit in Deutschland und den Evangelischen Studierendengemeinden ein Online-Friedensgebet mit Stimmen aus der Ukraine, Polen und Deutschland geplant. Es beginnt am Freitag um 12 Uhr. Zugangslink:
zentrum-oekumene-de.zoom.us/j/67676054451
Weitere Informationen zum Thema Ukraine und EKHN auf der Internetseite
www.ekhn.de/ukraine