Teil 1 - Wo ist das Reich Gottes?
„Dein Reich komme“ sprechen wir im Vater Unser – doch was verbirgt sich eigentlich hinter diesem wundersamen Ort, von dem die Worte Jesu berichten?
In der Reihe „Auf der Reise ins Reich Gottes“ beschäftigen wir uns mit dem Mysterium des Himmelreichs und werden zumindest ein Stück weit versuchen, den Fragen nach dem Wo, Wann, Was und Wie auf den Grund zu gehen.
Lasst uns mit dem „Wo“ beginnen. Ein „Reich“ klingt zunächst einmal nach einer festen Größe. Ein Gebiet auf einer Karte, mit festen Grenzen und einer exakten Wegbeschreibung. Jetzt sieht es mit dem Gottesreich natürlich ein wenig anders aus, denn verschiedene Aussagen in der Bibel lassen uns stutzig werden: Einerseits wird das Reich als etwas dargestellt, in das man selbst aktiv eintritt: „Ringt darum, dass ihr durch die enge Pforte hineingeht; denn viele, das sage ich euch, werden danach trachten, dass sie hineinkommen, und werden's nicht können.“ (Luk 13, 24) Dann aber wiederum wird in Mk 1, 15 als zentrale Botschaft Jesu eingeführt: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!“
Einmal scheint der Weg ins Reich Gottes in gewisser Weise verborgen und schwierig zu beschreiten. Andererseits fordert Jesus seine Zuhörer dazu auf, innezuhalten, um zu erkennen, dass das Reich Gottes von sich aus bereits „nahe“ an den Verkündigungsort gekommen ist.
Die Frage nach dem „Wo“ können wir eindeutig nur vage klären. Vielleicht ist es aber gerade das Geheimnis dahinter, der unbestimmte Weg, der uns umso mehr faszinieren und unsere Neugier auf das Reich Gottes wecken kann.
Teil 2 - Wann kommt das Reich Gottes?
„Dein Reich komme“ sprechen wir im Vater Unser – doch was verbirgt sich eigentlich hinter diesem wundersamen Ort, von dem die Worte Jesu berichten?
Im letzten Gemeindebrief haben wir uns mit dem „Wo“ beschäftigt. Fest damit zusammen hängt das „Wann“. Wann tritt das Reich Gottes ein? Ist es bereits „da“? Oder liegt es in unbestimmter Zukunft, vielleicht sogar außerhalb unserer Zeitrechnung? Hier gibt es eine direkte Bibelstelle, bei der genau diese zeitliche Frage von den Pharisäern gestellt wird. Jesus antwortet: „(…) Das Reich Gottes kommt nicht mit äußeren Zeichen; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier!, oder: Da! Denn sehet, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ (Luk 17, 20f.)
Er nennt keinen direkten Zeitpunkt, sondern geht zunächst auf das „Wie“ ein und erwidert dann mit „mitten unter euch“. Dies ist keine direkte Antwort auf ein „Wann“, klingt jedoch sehr danach, als wäre das Reich Gottes bereits hier. In der Gegenwart. Wenn wir andererseits beispielsweise auf die Einleitungsworte aus dem Vater Unser oder auch auf die Bergpredigt schauen (Matt 5,4: „(…) sie werden getröstet werden“), klingt es aber eher nach einer zukünftigen Hoffnung. Ein möglicher Weg, diesen Widerspruch aufzulösen: Wir können uns das Reich Gottes sowohl als gegenwärtiges Konzept als auch als Zukunft vorstellen. Auf kleiner Ebene haben wir das Geschehen bis zu einem gewissen Grad selbst in der Hand − wir tun Gutes, um in unserer Gemeinschaft das Gottesreich zu verwirklichen. Auf allumfassender Ebene lässt sich der „Zeitpunkt“ aus den verschiedenen Bibelstellen nur indirekt herauslesen. Uns bleibt eine sowohl jenseitige als auch irdische Hoffnung auf … was das Reich Gottes genau ausmacht, nehmen wir uns im nächsten Teil der Reihe vor.
Teil 3 - Was ist das Reich Gottes?
Die Frage nach dem „Wann“ und „Wo“ des Gottesreiches haben wir in den letzten Ausgaben betrachtet. Jetzt wollen wir uns dem eigentlich entscheidenden „Was?“ widmen. WAS ist das Reich Gottes überhaupt Was passiert dort?
Die ausführlichsten und bildhaftesten Beschreibungen davon, worauf wir hoffen können, finden sich in zahlreichen biblischen Gleichnissen, so wie auch in den Seligpreisungen (Luk 6,20-23 und Mt 5,1-12): „Selig seid ihr Armen; denn das Reich Gottes ist euer.“
Diese versprechen Folgendes: Gerechtigkeit und das Ende des Leidens. Bestehende Verhältnisse werden umgekehrt, Hungernde werden satt, Trauernde erfahren Trost. Jesus spricht mit den Seligpreisungen eine aktive Einladung an alle aus, mit Gott zu leben − an die, die bereit sind zuzuhören − im Besonderen an diejenigen, die auf irgendeine Weise Schlechtes erfahren haben.
So haben wir uns das Reich Gottes vorzustellen als etwas, in dem Ungerechtigkeit und Leid aufgehoben sind, Harmonie und Balance wiederhergestellt werden. Wo Gemeinschaft gelebt und Liebe belohnt wird.
Eine Utopie, die wir alle in unserem Alltag ein Stück weit umsetzen können. Wir sind zwar nicht Jesus oder Gott. Aber auch wir können unseren Mitmenschen Geschichten erzählen, die Trost spenden. Zu einer Mahlzeit einladen, die Hunger stillt. Für Gerechtigkeit einstehen, die auch im Kleinen Großes bewirken kann.
Erinnern wir uns nur an das Gleichnis vom Senfkorn: „Das Himmelreich gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf seinen Acker säte; das ist das kleinste unter allen Samenkörnern; wenn es aber gewachsen ist, so ist es größer als alle Kräuter und wird ein Baum, dass die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen in seinen Zweigen.“ (Mt 13,31-32)