Stille Andacht in der Kirche
Willkommen. Unsere Kirche lädt zum Nachdenken, um in der Stille oder im Gespräch mit Gott die eigenen Gedanken zu klären und an andere zu denken. Im Meer der Zeit ist unsere Kirche ein sicheres Schiff.
Gebet: Mein Gott,
aus der Unruhe meiner Tage komme ich zu dir.
Nimm mich auf in deine Geborgenheit.
Lass mich Ruhe finden in deiner Nähe.
Hilf mir zu entdecken, was ich jetzt brauche.
Gottes Gegenwart
Gott ist da. Seit er die Welt erschaffen hat. Seit er sich als Kind in die Krippe legte. Er beschränkt sich nicht auf den Kirchenraum. Er geht überall hin und lässt sich finden. Wie durch die Hirten und Könige. Wie durch seine Jünger und ganz fremde Menschen. Er liebt und er hört uns.
Gebet: Gott, du bist mir nahe, hier und an allen Orten.
Du weißt, was mich bewegt und beschäftigt.
Ich sage es dir, weil es bei dir gut aufgehoben ist.
Ich danke dir für mein Leben,
ich klage dir mein Leid und bitte dich um Hilfe.
Die Sprache des Kirchenraumes
Unser Kirchenraum erzählt von den Menschen, die ihn gebaut haben und die zu wichtigen Anlässen in ihrem Leben hier waren und er erzählt von denen, die sich heute in ihm versammeln.
Die Steine predigen auch, erzählen auf ihre Weise vom Glauben. Licht und hoch ist unsere Kirche mit einer luftigen Decke. Viel Platz und Luft ist da. Und wären die Bänke nicht, man könnte tanzen und schweben. Das Leben soll durch Gott leicht werden.
Gebet: Gott, die Weite des Weltalls kann dich nicht fassen,
und doch hast du ein Haus mitten unter uns,
wohin wir fliehen können,
das uns aufnimmt und birgt.
Bilder und Symbole
Bilder erzählen vom Glauben. Sie tun es in ihrer Sprache, ohne Worte, oft umso eindrücklich. Sie können fesseln und sich tief einprägen. Zu einer Zeit, als viele Menschen noch nicht lesen konnten, waren sie die "Bibel der Armen".
Die um 1250 entstanden Wandmalereien im Altarraum haben durch die Vergrößerung der Fenster und durch die Zeit Schaden genommen. Kaum zu erkennen sind die Heiligen. Aber Maria breitet ihren Mantel aus und unter ihm ist Schutz für große und kleine, reiche und arme Leute. Die bunten Fenster von Heinz Hindorf aus der Mitte des letzten Jahrhunderts erzählen in bunten Farben Geschichten vom Anfang des Lebens, zeigen Gleichnisse, erzählen von seinem Sterben, und zeigen Geschichten vom Helfen.
Manche Kirchen sind reich an Bildern und Symbolen. Die Schweizer Reformatoren waren gegen Bilder und Schmuck. Nichts sollte vom Wort ablenken. Aber alles, was im Lauf der Jahrhunderte in unserer Kirche entstanden ist und sich erhalten hat, predigt, lässt sich betrachten und bedenken.
Paramente heißen die Schmucktücher an Altar und Kanzel und wechseln mit den Zeiten des Kirchenjahres. Jedes Bild, jedes Symbol birgt in sich eine Fülle von Gedanken und Erlebnissen. Sie regen meine Phantasie an: die Sonne, der Weinstock, der Baum, die Blume und viele mehr. Sie verbinden Glauben und Leben.
Gebet: Gott, mit eigenen Augen sehe ich deine Wunder,
die du in früherer Zeit getan hast
und auch heute tust.
Öffne mir die Augen,
dass ich dich sehe in deiner Schöpfung
und dich wahrnehme in den Ereignissen der Zeit.
Die Kanzel
Wer unsere Kirche betritt, läuft auf die Kanzel zu, die gut zu sehen an der Wand hängt. Das ist evangelische Theologie und reformierte Tradition. Das Wort geht uns voraus. Wir gehen auf das Wort Gottes zu und es weißt uns den Weg. Gott spricht zu uns.
Von der Kanzel und von dem kleinen Bruder, dem Lesepult aus, wird die Bibel gelesen und die Predigt gehalten. Gott redet zu mir von oben, aber nicht von oben herab. Ich habe Worte von ihm, die mich begleiten. Manche sind tief in mich eingedrungen, weil sie Bedeutung für mein Leben gewonnen haben. Seine Worte geben mir Orientierung.
Gebet: Gott, du hast Worte für mich,
die mir zum Leben helfen.
Sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.
Mache dein Wort lebendig und wirksam in mir
durch die Kraft deines Heiligen Geistes.
Das Taufbecken
Viele sind als Kleinkinder getauft worden. Der Taufstein mit der Schale für das Taufwasser erinnert an dieses Geschehen. Bevor wir als Menschen etwas tun konnten, hat Gott uns schon angenommen und uns beim Namen gerufen. Die Taufe ist das positive Vorzeichen unseres Lebens.
Seit einigen Jahren brennt bei uns neben dem Taufbecken die Osterkerze. Als Christen bleiben uns Leiden und Tod nicht erspart, aber wir haben Hoffnung. Hoffnung über den Tod hinaus. Die Auferstehung Jesu war erst der Anfang.
Gebet: Gott, du kennst mich mit Namen.
Du sagst Ja zu mir.
Du lässt mein Leben nicht verloren gehen.
Lass mich immer mehr
von diesem Geschenk erkennen
und mein Leben davon bestimmen.
Der Altar
An alter Stelle und aus Stein steht er. Wie im Mittelalter als unsere Kirche noch viel kleiner war. Ein Blickpunkt. Ein festes Zentrum. In frühester Zeit waren Altäre Orte, an denen Opfer dargebracht wurden. Aber Gott will keine Opfer, die ihn gnädig stimmen sollen. Das ist Evangelische Lehre. Gott lässt sich auch nicht kaufen. Er schenkt sich selbst. Freiwillig.
Der Altar erinnert an das, wofür ich Gott loben und danken kann. Er ist der Tisch des Herrn, an dem wir Brot und Wein miteinander teilen. Gott kommt zu uns in einfachen Zeichen. Brot und Wein wollen Speise des Himmels sein. Gott will uns erfüllen und sättigen.
Aufgeschlagen liegt die Bibel auf dem Altar. Seit Martin Luther können wir sie in unserer Sprache lesen. Gott spricht zu uns. Durch Worte. Auch durch Menschen und das ganze Leben überhaupt.
Gebet: Lobe den Herrn, meine Seele,
und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.
Gott, erfülle mein Herz mit Freude
und lass meinen Mund dein Lob verkündigen.
Das Kreuz
Vergoldet steht ein Kreuz auf unserem Altar. Eine Stiftung mit unklarer Herkunft. Weil es wichtig ist, das Erkennungszeichen der Christenheit. Es erinnert daran, dass Jesus Christus, Gottes Sohn, für uns gestorben ist. Gott hat sich den Tiefen des Leides bis hin zum Tod ausgesetzt; Menschen entdecken in den Wunden des Gekreuzigten ihre eigenen Verletzungen.
Ich kann Schuld und Leid, die mich belasten, aussprechen und darauf vertrauen, dass Gottes Liebe und Gnade stärker sind. Manchmal ist am Kreuz schon der Erhöhte zu sehen, der den Tod besiegt hat.
In evangelischen Kirchen ist häufig das bloße Kreuz zu sehen. Der Tod hat Jesus nicht halten können. Kreuz und Grab sind leer. Von Jesu Auferstehung leben wir.
Gebet: Jesus Christus, du wurdest verachtet
und hast Schmerzen erlitten.
Du bist den Tod eines Verbrechers gestorben, obwohl du ohne Schuld warst.
Du hast es für uns, für mich getan.
Es bleibt ein tiefes Geheimnis.
Gib, dass es mir zum Leben, zum Trost,
zur Erlösung und zum Heil dient.
Du bist vom Tod auferstanden.
Mache mich gewiss in dieser Hoffnung.
Der Kerzenbaum
Auf dem Altar stehen Kerzen. Und seit der Renovierung unserer Kirche haben wir einen Kerzenbaum, an dem jeder, der mag, ein Licht anzünden kann. Zum Gebet. Zur Erinnerung.
Licht im Dunkel - damit verbinden sich viele Erfahrungen: Licht ermöglicht Leben und gibt Orientierung. Jesus Christus ist das Licht der Welt. Alle Kerzen sind kleine Osterlichter.
Wir brauchen das Licht. Wir schauen in den hellen, warmen Schein der Lichter, die wir anzünden. Die Strahlen erleuchten uns. Wir werden selbst zu Lichtträger, Jesus Christus sagt: Ihr seid das Licht der Welt. Welch eine Auszeichnung und Verpflichtung zugleich.
Gebet: Jesus Christus, Licht der Welt, mache hell,
was dunkel ist in mir und um mich herum.
Hilf mir, so zu leben,
dass ich zum Licht werden kann,
wo Finsternis herrscht.
Gehen
Als stiller Betrachter darf ich durch die Kirche gehen und mir alles genauer ansehen. Und am Ende eines Gottesdienstes kann ich unter den Klängen der Orgel oder erst danach aus der Kirche gehen.
Ich kann verändert weitergehen: In der Kirche kann ich meine Sorge oder Unruhe, eine Bitte oder meinen Dank zurücklassen. Und ich kann etwas mit hinausnehmen: ein Wort, einen Eindruck, einen Gedanken. Wer sich der Gegenwart Gottes aussetzt, bleibt nicht unverändert. Auch wenn die Eindrücke wieder verblassen mögen, die Kirche steht weiterhin offen, und Gottes Einladung bleibt bestehen.
Gott begleitet mich auf meinen Wegen. Ich kann in seinem Segen gehen.
Gebet: Gott, wenn ich jetzt weitergehe,
dann gehst du selbst mit mir.
Ich nehme etwas mit von deiner Gnade.
Ausgang und Eingang,
Anfang und Ende liegen bei dir, Herr,
füll du mir die Hände. Amen.