30.9.: Interreligiöses Gespräch widmet sich in Bingen einem schwierigen Thema
In Würde sterben - aber wie? - Eine Debatte über die Sterbehilfe
Im Umgang mit Tod und Sterben unterscheiden sich die Religionen. Das Wissen über Rituale und Traditionen ermöglicht einen besseren Zugang zu den anderen Religionsgemeinschaften.
"So, nach dieser Herz-OP ist ihr Herz jetzt wieder top fit und wird wohl noch schlagen, wenn sie längst tot sind" - eine nett gemeinte Aussage eines Arztes nach einer schwierigen OP. Die Patientin hat es aber eher verunsichert. Gewiss ist sie dankbar, dass sie sich im Hinblick auf ihr Herz keine Sorgen mehr machen muss - und doch war sie in einem Alter, in dem man ja doch Sterben vor Augen hat. Wie würde das jetzt noch gehen?
Medizinischer Fortschritt wirft Ängste auf
Eine kleine Begebenheit, die zeigt, dass der medizinische Fortschritt wirklich enorm ist. Doch dieser Fortschritt wirft dann auch neue Fragen und Ängste auf. Wenn das Leben immer wieder bewusst verlängert wird, liegt es dann an einem selbst auch zu sagen, wann dann und vor allem wie irgendwann auch einmal Schluss ist? Viele Menschen haben Angst, am Ende nur noch durch irgendwelche Maschinen am Leben gehalten zu werden und nicht sterben zu können. Patientenverfügungen und ein gutes Gespräch mit dem Hausarzt helfen da weiter. In den letzten Monaten hat die Diskussion über das selbstbestimmte Sterben und die aktive Sterbehilfe wieder an Fahrt aufgenommen. Das Bundesverfassungsgericht hat mit seiner Entscheidung zur "geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung" die Debatte weiter befeuert.
Sterbehilfe – ablehnen oder die Menschen begleiten?
Nun herrscht in den Religionen eigentlich ein guter Konsens, dass das Leben auf Gott zurückgeht und damit letztlich ein Geschenk ist, über das der Mensch nicht so einfach verfügen sollte. Früher durften Menschen, die sich selbst das Leben genommen hatten, z.B. nicht auf den öffentlichen Friedhöfen beigesetzt werden. Das ist heute anders und trotzdem haben religiöse Gruppen weiterhin Vorbehalte gegenüber der aktiven Sterbehilfe. Und doch kommt aus dieser Richtung auch das Signal, dass man Menschen in ihrem Wunsch nach Sterben weiterhin begleiten will und dass auch kein Recht der Medizin auf Lebensverlängerung besteht.
Miteinander über Chancen und Grenzen der Sterbehilfe sprechen
Deswegen lädt das Evangelische Dekanat Ingelheim-Oppenheim mit ihrem Kooperationspartner, der Volkshochschule Bingen, im diesjährigen 15. Interreligiösen Gespräch am 30. September 2021 (19:30 Uhr) Vertreterinnen und Vertreter der großen Religionsgruppen Bingens ein, um miteinander über Chancen und Grenzen der Sterbehilfe zu sprechen. Erfahrungen der mobilen Hospizdienste werden den Einstieg bilden und so Fragestellungen und Herausforderungen formulieren, die wir dann auf dem Podium diskutieren werden - digital übertragen und mit den Möglichkeiten, auch von außen Fragen und Thesen zu dieser Debatte einzuspielen. Zugesagt haben bereits: Dr. Mohammed Naved Johari für den Islam, Pfarrerin Nirmala Peters (Hospizseelsorgerin) für die evangelische Kirche und Barbara Schoppmann (Regionalreferentin Hospizarbeit der Malteser) für die katholische Kirche. Ein Vertreter aus dem Judentum ist angefragt.
Veranstaltungsort ist der Ida-Dehmel-Coblenz-Saal in Bingen (Freidhof 9). Eintritt: 5 Euro (Abendkasse)